Absolut empfehlenswert für den Fan von Horror und Mystik: F e s t a - V e r l a g

Sonntag, 17. Juni 2012

Kutná Hora - Kreaturen des Zorns

Ich steig auf kein Karussell mehr...

Ein junges Liebespaar im Urlaub.
Ein verlassener Jahrmarkt.
Das Böse, das dort lauert.





Durch meine Schwester (testwerkstatt.blogspot.de) darauf aufmerksam gemacht, nahm ich mir heute eine Kurzgeschichte von André Wegmann vor. Kurzgeschichten sind ja eigentlich nicht so mein Ding, aber ihre Rezension hatte mich doch recht neugierig gemacht. Und da mir dieses Rezensionsexemplar "wie durch Zufall" in die Hände gespielt wurde, nutzte ich den sonnigen Morgen auf dem Balkon.

Was mir wirklich gut gefallen hat, war die Entwicklung des jungen Randy. Ein kleiner introvertierter Gruftie mausert sich unverhofft zum Helden. Er scheißt sich zwar bei jeder Gelegenheit in die Buxe, zeigt jedoch bei jeder sich bietenden Gelegenheit genügend Courage, um das Beste aus seiner Situation zu machen. Ich finde den Jungen sympatisch ;-)

Wer selbst schon einmal zur Schreibfeder gegriffen hat, der weiß, dass Kurzgeschichten nicht zwangsläufig einfach zu schreiben sind. Hier gilt es vor allem, auf möglichst wenig Raum viel Bauchgefühl neben einer fertigen Story unterzubringen. Ich habe generell Respekt vor allen Autoren, die sich an eine Kurzgeschichte heranwagen. Deswegen gleich vorweg mein Tipp: Ich bin zwar ein Fan von Detailverliebtheit, bei einer Kurzgeschichte sollte man jedoch sparsam damit umgehen. Viele Szenen wurden detailreich geschildert - z.B. jeder einzelne Raum der Horrorshow, sowie jedes einzelne Folterinstrument nebst Funktionsweise. Das ist gut gemeint, aber so blieb hier nicht mehr viel Platz für spannende Nebenhandlungen. Der Fokus lag zudem zu sehr auf Randy.

Ein paar kleinere Logikfehler ließen mich schon ein wenig schmunzeln: Wie kommt einem britischen Pärchen unser deutsches Schnappie-Lied in den Sinn? In Deutschland, in der Schweiz und in Österreich immerhin auf Platz 1, landete Schnappie im Land der Queen lediglich für drei Wochen auf Platz 32 - und auch nur als Single. "Schnappie und seine Freunde" (das Album) hingegen wurde in den UK nie wirklich bekannt. Mir fehlt also ein wenig Hintergrund. Britisches Pärchen im Pragurlaub, kennt sich mit deutschem Kinderschlager aus. Da stimmt doch etwas nicht? ;-) Doch ich weiche mal wieder vom Thema ab...

Fazit

Ich war ein wenig überrascht, wie gut man für so wenig Geld unterhalten werden kann. Die Lektüre las' sich schnell und ohne aus der Hand gelegt zu werden. Ein wenig Sex wurde mir auch geboten, dafür hätte es ein wenig mehr Horror sein können. Lieber André: Du hast so schön die Funktionsweise der Foltergeräte beschrieben: Ich hoffe, sie kommen bei deinem nächsten Buch auch ausgiebig zum Einsatz ;-)

Übrigens: Geiles Buchcover!

"Kutná Hora - Kreaturen des Zorns" von André Wegmann erschien 4. Juni 2012 bei CreateSpace (hier der Amazon-Link)


114 Seiten

Originaltitel: Kutná Hora - Kreaturen des Zorns
ISBN: 978-1477599372

Kostenlose Leseprobe: *klick mich*

Diesen Titel als eBook gibt es hier: *eBook*


Viel Spaß beim Lesen !!


Tom

Samstag, 16. Juni 2012

Das Hotel

Holy Shit !!

 

Das Rushmore Inn ist ein kleines familienbetriebenes Hotel. Und ganz exklusiv noch dazu, denn hierher kommt man nur auf persönliche Empfehlung.
Um ein Gast dieses Anwesens zu werden, muss ich einige ganz spezielle Dinge mitbringen: Einen platten Reifen, Stroh im Hirn und die passende Blutgruppe...



"Das Hotel" - wie klingt das denn? Ein altbackener Titel und ein Umschlagtext, der an Alfred Hitchcock's Psycho von 1960 erinnert. Nun, ich darf zumindest soviel verraten, dass dieses Buch mit dem eben erwähnten Titel mal rein gar nichts zu tun hat. Das wäre wie ein Vergleich zwischen dem Wackelpeter von Dr. Oetker und einer herzhaften Paella. Hier haben wir es eindeutig mit der Kategorie "geilste Paella in my life" zu tun.
Ich habe mich schon lange gefragt, wann es wieder ein Buch in die Kategorie Hirnpunk-5 schafft. Et voilá - hier ist es!

Die Geschichte beginnt mit Maria - einer jungen Sportlerin, die in diesem schnieken Hotel auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Das nehmen sich ihr durchgeknallter Bruder und ihr Verlobter zum Anlass, durch das Land zu reisen und nach ihr zu suchen. Natürlich haben sie eines sonnigen Tages Erfolg damit, müssen jedoch den ein oder anderen Preis zahlen. Das Gleiche gilt für die übrigen Besucher des Hotels.

Zimperlich geht Jack Kilborn mit den Protagonisten und deren Blut und Körperteilen nicht gerade um. Die ein oder andere Hand kann man schon entbehren - mit etwas Übung kann man seine Nüdelchen aber ja auch mit links aufdrehen. Man braucht wirklich keinen Löffel in der anderen Hand!! Man kann die Gabel auch am Tellerrand halten und dort drehen, das funktioniert!

Uhm... ich muss mich entschuldigen, ich schweife ab (aber für Tipps, wie man Nudeln richtig dreht, dürft ihr mich auf Facebook ansprechen).

Achja, ich sollte etwas über das Buch schreiben. Nun ihr merkt schon, die Pferdchen gehen mit mir durch und das Buch hat definitiv damit zu tun. Schon nach den ersten Seiten fühle ich mich kribbelig und aufgekratzt. Ich will geile Äkschöön und langanhaltende Spannung - und das bekomme ich mit diesem Schmöker tonnenweise.

Jack Kilborn hält sich nicht lange mit detailreichen Hintergrundinformationen auf. Er kommt augenblicklich zur Sache und zeigt dem Leser, wo der Frosch die Löckchen hat. Sicher, das Buch strotzt voller Klischees, und so manches scheint mir aus dem 1997'er Film Hemoglobin abgekupfert zu sein. Aber scheiß der Hund drauf, die Tribute von Panem sind auch geklaut, trotzdem wurde der Film ein Kassenschlager. Auf all zu tiefgründiges darf man hier also nicht hoffen, aber das ist auch nicht Sinn und Zweck dieser Geschichte.

Ich empfinde dieses Buch als rasant, abstoßend, verstörend, ziemlich krank, und es verschafft mir 'nen gigantischen Ständer!

Ja, und das Buch hat auch eine Story - gibt es aber in Chuck Norris-Filmen auch. Wayne interessiert's?


Auf den Punkt gebracht

Klischees: Düsteres Hotel im Wäldchen; verschleppte Touristen (Kategorie: meist weiblich, geil aber immer mit Migräne); aufopfernder Lonely Wolve (Verlobter)


Story: analog zu "(beliebigen Gore-Film hier einfügen)", also Supie

Schreibstil: keine überflüssigen Details. Eben so viel wie nötig, die Spannung steht im Vordergrund, und genau das erwarte ich hier.

Die Hauptcharaktere hätte Jack Kilborn hier vielleicht noch etwas mehr in den Vordergrund stellen können. Damit meine ich die anfangs entführte Maria, sowie deren später auftauchenden Verlobten und ihren Bruder. Der Bruder spielt übrigens noch eine ganz eigene Rolle, die hier allerdings ebenfalls etwas zu kurz kam.

Fazit

Mit "Das Hotel" hat Jack Kilborn ein hochwertiges Gore-Format auf Papier gebracht, das sich absolut mit anderen dieser Klasse messen kann. Für Freunde von erlesenen Horrorschmökern ist das Buch ein definitives Muss.
Und wie gesagt: Bewegende Tiefgründigkeit sucht man besser in anderen Büchern. Die einen wollen gern Flipper sehen, wie er mit den Kinderchen in der Bucht spielt - die anderen sehen lieber Kinderchen in der Bucht, die dem Flipper den Bootspropeller in den Bauch schrauben. Wackelpeter vs. Paella, VW Polo vs. Ford Mustang GT, Mickey Mouse vs. Wolverine, Robert Pattinson vs. Mickey Rourke, Vatikan vs. Pascha in Köln, und so weiter und so weiter... 8-)


"Das Hotel" von Jack Kilborn erschien 12. Dezember 2011 beim Heyne-Verlag


384 Seiten

Originaltitel: Endurance
Übersetzung: Wally Anker
ISBN: 978-3-453-52883-3

Kostenlose Leseprobe: *klick mich*

Diesen Titel als eBook gibt es hier: *eBook*


Viel Spaß beim Lesen !!


Tom

Samstag, 9. Juni 2012

Die Bestien

Gerechtigkeit tut weh... 

 

Jim Clayton hat seine Strafe verbüßt. Achtzehn Jahre lang saß er im Knast für etwas, woran er sich nicht mehr im Detail erinnern kann und es im Grunde auch nicht mehr will. Aber eines ist sicher: Die Geduld wird er nicht mehr so schnell verlieren - denkt er! Bis er in dem kleinen Kaff Billings landet.
Alle guten Vorsätze taugen nichts, wenn Jim mit ansehen muss, wie ein Mädchen zusammengeschlagen wird. Als Jim eingreift, legt er sich unwissentlich mit dem Polizei-Chief an, was sogleich mit einer Ladung Blei quittiert wird.
Bald schon wird ihm klar, in was er hier geraten ist. Der Chief und seine Freunde sind wahre Sportskanonen. Nicht selten werden Fremde zur örtlichen Treibjagd eingeladen - natürlich in Funktion des Jagdwildes. Nun darf Jim zeigen, wie flott er auf den Beinen ist. Ihm bleiben Zehn Minuten Vorsprung...



Hmmm Brett McBean... war das nicht der Typ, der unschuldige Leser mit seinen Büchern an den Stuhl fesselt, bis sie zu Ende gelesen haben? Ja genau - so war's. Ist ja fast ein Gefühl wie beim Waterboarding. Scheiße, ich stehe auf so was ;-)

Gleich auf den ersten paar Seiten stellt Brett McBean unmissverständlich klar: Du, mein naiver Freund, wirst das Buch jetzt nicht so schnell weglegen. Und dann geht es auch schon zur Sache! Und dabei wird schnell klar, dass McBean hier einen Mix aus Psycho-Thriller und paranormalem geschaffen hat. Dies hat er in zwei spannende Handlungsstränge verpackt, die er geschickt miteinander verknüpft.


Zu Anfang dachte ich erst: Hmmm... schon wieder so ein Lonely-Rider-Abklatsch. Harter Kerl auf 'ner Harley gerät an bösen Cop. Böser Cop pisst ihm auf die Stiefelettos, harter Kerl läuft Amok, etc.pp... Aber mitnichten! Die Rollen sind mal sowas von ganz anders gestrickt, als zunächst erwartet. Der vermeintlich knallharte Ex-Knacki hat ein gutes Herz, wobei er nebenher mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat (was auch zu seinem Knast-Aufenthalt führte. Aber da es Teil seiner Rolle im Buch sein wird, möchte ich hier nichts weiter verraten).


Der Einzige, der wirklich in die typische Klischee-Rolle passt, ist der Polizei-Chief "Hal" und seine hinterwäldlerischen Jagdgefährten. Aber seien wir mal ganz ehrlich miteinander: Ohne die typischen paar durchgeknallten Hohlfritten - die vergewaltigend und mordend das Gesetz in einer kleinen Waldhütte vertreten - macht so ein Schinken doch nur halb so viel Spaß, gelle? ;-)


Etwa kurz vor Mitte des Buches hat die Story für mich etwas an Fahrt verloren, und die zuvor angelegten Fesseln lösten sich ein wenig. Später stellte sich die Notwendigkeit für mich heraus, dass McBean die einzelnen Fäden nun zueinander führt, um mir beim Lesen ein rasantes Finale mit vielen Überraschungen und Wendungen zu liefern. Das ist ihm auch wirklich gut gelungen.


Natürlich ist die Story mit viel kranker Scheiße gespickt (Vernaschereien wehrhafter Kopulationspartner, zermatschte Gehirne, etc.) - Yeeahaa - aber wirklich faszinierend finde ich den gelungenen Mix aus Psycho und paranormalem. Ach herrjee, ich würde euch so gerne etwas über das Para-Dingens hier erzählen (es geht um eingefangene Seelen), aber dann würde ich hier zu viel ausplaudern.


Fazit

Mit krummen Rücken über das Buch gebeugt und immer schön mechanisch - und ohne hin zuschauen - mit einer Hand in die Chipstüte greifend. So in etwa sehe ich mich noch immer auf meiner Couch sitzen. Nun ist die letzte Seite gelesen, und ich fühle mich immer noch geflasht. Die letzten Zeilen haben mir ein böses Grinsen in mein Gesicht gemeißelt. Das Ende war schon ziemlich geil!

"Die Bestien" zeigt wieder einmal, warum ich vom Bücher-Regal des Festa-Verlages einfach nicht die Finger lassen kann. Für die gute Auswahl des Titels bekommt der Verlag von mir ein dickes Danke, sowie 4 1/2 von 5 Hirnpunk-Punkte.



"Die Bestien" von Brett McBean erschien 2011 beim Festa-Verlag


352 Seiten

Originaltitel: Torment
Übersetzung: Doris Hummel
ISBN: 978-3-86552-132-3

Kostenlose Leseprobe: *klick mich*

Diesen Titel als eBook gibt es hier: *eBook*


Viel Spaß beim Lesen !!


Tom